Beruflicher Erfolgsfaktor

Selbstkontrolle: Verbraucht sich im Tagesverlauf – bei jedem Menschen

Selbstkontrolle ist keine konstante Eigenschaft, sondern eine Ressource, die im Tagesverlauf aufgebraucht wird. Jeder startet mit einer begrenzten Menge und braucht diese, je nach Arbeitsumständen, unterschiedlich schnell auf.  

 

Selbstkontrolle, also die Fähigkeit, Verhalten bewusst zu steuern und Impulsen zu widerstehen, ist ein Konzept, welches in zahlreichen Lebensbereichen von Bedeutung ist. Studien zufolge steht es im Zusammenhang mit Essverhalten (Nederkoorn et al., 2010), Treue (Pronk et al., 2011) und akademischen Leistungen (Hirsh & Inzlicht, 2010). In der Arbeitswelt braucht man Selbstkontrolle, um Ablenkungen zu Widerstehen und gegen alle Versuchungen seine Ziel zu verfolgen.

Gemäss dem „ego depletion“ Modell von Baumeister und Heatherton (1996) ist Selbstkontrolle eine limitierte Ressource, die durch Gebrauch erschöpft wird.

Beansprucht wird diese Ressource vor allem, wenn man vermeidet, Impulsen nachzugehen oder Gedanken und Emotionen zu unterdrücken. Im Arbeitsleben ist dies vor allem der Fall, wenn man versucht, dem ständigen Strom von Informationen und Reizen in der Form von E-Mails, Anrufen, Gesprächen und Kaffeepausen zu widerstehen. Hierbei muss ein langfristigeres Arbeitsziel, von welchem man sich erst in einiger Zeit eine Belohnung versprechen kann, über ein kurzfristig attraktiveres und befriedigendes Verhalten gestellt werden. Dies verlangt einiges an Selbstkontrolle.

Auch zwischenmenschliche Interaktionen beanspruchen unsere Selbstkontroll-Ressourcen, da die Einhaltung von gesellschaftlichen Regeln und Konventionen das Unterdrücken von unerwünschtem Verhalten erfordern (Baumeister & Heatherton, 1996). Je grösser die Diskrepanz zwischen der Arbeitskultur und den Handlungspräferenzen eines Mitarbeiters, desto mehr Selbstkontrolle wird verbraucht.

Aufgeladen wird diese Ressource durch Entspannungsphasen und Schlaf. Die Schlafqualität spielt hierbei eine grosse Rolle und Faktoren wie abendliche Smartphonenutzung können den Erholungseffekt massgeblich beeinträchtigen (Lanaj, Johnson, & Barnes, 2014).

Selbstkontrolle ist vor allem bei Kopfarbeitern notwendig, um effizient und gründlich zu arbeiten. In Zuständen niedriger Selbstkontrolle neigen Personen stärker zu unethischem und unehrlichem Verhalten, helfen weniger und können Aggressionen schlechter kontrollieren (Ainsworth, Baumeister, Ariely, & Vohs, 2014).

Der Mitarbeiter ist dafür verantwortlich, dass er morgens ausgeruht und mit aufgeladenen Batterien zur Arbeit kommt. Die Aufgabe des Arbeitgebers wiederum ist es, die begrenzte Ressource über die Gestaltung der Arbeitsumstände so effizient zu nutzen, dass sie bis weit in den Feierabend hinein reicht.

 

 

Quellen:

Ainsworth, S. E., Baumeister, R. F., Ariely, D., & Vohs, K. D. (2014). Journal of Experimental Social Psychology Ego depletion decreases trust in economic decision making. Journal of Experimental Social Psychology, 54, 40–49

Baumeister, R. F., & Alghamdi, N. G. (2015). ScienceDirect Role of self-control failure in immoral and unethical actions. Current Opinion in Psychology, 6, 66–69.

Baumeister, R. F., Heatherton, T.F. (1996). Self-regulation failure: an overview. Psychological Inquiry, 7 (1) (1996), 1–15.

Hirsh, J.B. and Inzlicht, M. (2010) Error-related negativity predicts academic performance. Psychophysiology 47, 192–196.

Lanaj, K., Johnson, R. E., & Barnes, C. M. (2014). Organizational Behavior and Human Decision Processes Beginning the workday yet already depleted ? Consequences of late-night smartphone use and sleep. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 124(1), 11–23. doi:10.1016/j.obhdp.2014.01.001

Muraven, M. and Baumeister, R.F. (2000) Self-regulation and depletion of limited resources: does self-control resemble a muscle? Psychol. Bull. 126, 247–259.

Nederkoorn, C. et al. (2010) Control yourself or just eat what you like? Weight gain over a year is predicted by an interactive effect of response inhibition and implicit preference for snack foods. Health Psychol. 29, 389– 393.

Pronk, T.M. et al. (2011) How can you resist? Executive control helps romantically involved individuals to stay faithful. J. Pers. Soc. Psychol. 1693. 100, 827–837.