Überraschendes zu Multitasking: Mit der Übung wird man schlechter

 

Über Multitasking und Multitasker

Das gleichzeitige Arbeiten an mehreren Aufgaben ist dank ständiger Erreichbarkeit auf allen Kanälen und der Verdichtung von Arbeit ein fester Bestandteil im Arbeitsleben zahlreicher Menschen. Über ständig präsente elektronische Medien sind wir ohne Zeitverzug erreich- und damit ablenkbar. Doch aufgrund aktueller Forschung etabliert sich in der Psychologie die Ansicht, dass sich Multitasking negativ auf unsere Leistung auswirkt.

Eine Studie von Ophir, Nass, und Wagner (2009) kam auf das Ergebnis, dass starke Multitasker Ablenkungen weniger gut widerstehen können und dadurch weniger produktiv sind. Die Probanden wurden in dieser Studie mit einer Aufgabe und unterschiedlich vielen Distraktoren (Ablenkungen) konfrontiert. Personen, die im Alltag viel Multitasking ausüben, schnitten im vergleich zu schwachen Multitaskern mit steigender Anzahl Distraktoren immer schlechter ab. Zusätzlich brauchen starke Multitasker in Anwesenheit von Distraktoren mehr Zeit für eine Aufgabe und machen mehr Fehler bei anspruchsvollen Arbeitsgedächtnisaufgaben.

Multitasking für Unnützes

Dem Stanford Report zufolge hätten die Forscher vergeblich versucht, etwas zu finden, in dem Multitasker besser sind als Nicht-Multitasker. Diese seien schlichtweg schlecht darin, Irrelevantes zu ignorieren.

Eine aktuelle Studie von Dindar und Akbulut (2015) hat die Auswirkungen von Multitasking an einer Gruppe von 572 sogenannten „digital natives“ (Personen, die mit digitalen Technologien wie Internet und Mobiltelefonen aufgewachsen sind) untersucht. Die Resultate zeigen, dass die negativen Auswirkungen von Multitasking beim Lernen auf das Behalten von Informationen bei dieser Gruppe nicht geringer sind als bei Individuen, die ohne moderne Technologien aufgewachsen sind. Dies deutet darauf hin, dass Multitasking keine Gewöhnungssache ist, sondern generell einen schlechten Einfluss auf Lernen und Arbeit hat.

Es wäre also definitiv an der Zeit, unsere Multitasking-Gewohnheiten zu überdenken. Es ist wichtig, die die Umstände des Arbeitslebens so einzurichten, dass Multitasking nicht nötig ist und auch nicht begünstigt wird.

Um es mit den Worten von Adam Gorlick von den Stanford News zu sagen:

“So maybe it’s time to stop e-mailing if you’re following the game on TV, and rethink singing along with the radio if you’re reading the latest news online. By doing less, you might accomplish more.”

Indem wir weniger auf einmal tun, können wir mehr erreichen.

 

Gorlick, A. (2009). Media multitaskers pay mental price, Stanford study shows. Stanford News.

Dindar, M., & Akbulut, Y. (2016). Effects of multitasking on retention and topic interest. Learning and Instruction, 41, 94–105.

Ophir, E., Nass, C., & Wagner, A. D. (2009). Cognitive control in media multitaskers. Proceedings of the National Academy of Sciences106(37), 15583-15587.

 

Multitasking, Zeitmanagement für MultitaskerMultitasking gehört für Viele zum Arbeitsalltag. So sehen Multitasker aus.