A3. Kaufleute drücken IT-Einsparungen durch

Das IT-Budget eines Unternehmens ist groß. Das weckt Begehrlichkeiten, es liegt nahe, dort gewaltige Optimierungspotentiale zu vermuten. Wenn dann Kaufleute mit der Macht und der Aufgabe betraut werden, das vermeintliche Optimierungspotential bei der IT zu heben, wird für den IT-Leiter das Leben schwer. Das sieht wie folgt aus:

  • A3.1 IT Outsourcen – immer mehr fürs Geld?!
  • A3.2 IT-Support auslagern – liegt nahe
  • A3.3 Entwicklung outsourcen

Die IT-Abteilung lebt in einer systematischen Überlastungssituation. Sie ist immer mehr Anforderungen ausgesetzt, als sie Ressourcen zur Verfügung hat. Gravierend wird diese Überlastsituation dann, wenn das ERP-System des Unternehmens zu komplex ist, wenn die grenzenlose Wünscherei bereits zu vielen inkompatiblen Teilsystemen geführt hat und die Projektliste überlang ist. Überlast führt unweigerlich zu Fehlern. Diese werden bei der IT oft gleich unternehmensweit bekannt. Die offensichtliche Überlast führt zu unzufriedenen Nutzern und unzufriedenen Chefs. Zu wenige Ressourcen für Projekte machen diese automatisch langwieriger und damit teurer. Die Kaufleute in der Unternehmensführung kennen eine Lösung: Wenn man den Markt spielen lässt, muss es doch möglich sein, mehr Leistung zu bekommen? Der IT-Leiter wird zu mehr Outsourcing gedrängt, zu mehr, als er für sinnvoll hält.

IT Outsourcing IT Abteilung
IT-Abteilung unter der Last des operativen IT-Betriebs und vieler Projekte. Last systematisch senken oder „stärkere“ Partner suchen?

A3.1 IT Outsourcen – immer mehr fürs Geld?!

Es gibt Legionen von IT-Anbietern und Beratern, die versprechen, die IT-Kosten für ein Unternehmen zu senken. Dabei wird die Unternehmens-IT einfach als standardisierte, austauschbare Dienstleistung definiert. Mit aufwändigen Service Level Agreements wird Sicherheit in der Leistungserbringung vermittelt. Wenn genug sogenannte Ausnahmeleistungen aus dem Pauschal-Vertragspaket genommen werden, lässt sich der Angebotspreis auf ein tiefes Niveau absenken. Wird ein Bieterwettbewerb veranstaltet, werden sicher auch unwiderstehlich tiefe Angebote abgegeben. Die Finanzleute sehen schon das Unternehmensergebnis steigen. Was beim IT-Outsourcen meist ausgeblendet wird, ist die Abhängigkeit, die sich nach einigen Jahren ergibt. Der Serviceprovider sitzt dann am längeren Hebel. Alte Verträge werden schnell zur Makulatur. Der Provider kann dann besonders gut Kasse machen, wenn sein Kunde zu viel seiner eigenen IT-Kompetenz eingespart hat.

Cloud IT System
Die große Verlockung – alles in die Cloud legen. Man braucht nichts mehr selbst.

A3.2 IT-Support auslagern – liegt nahe

Beim Thema IT-Support für die Nutzer gibt es durch Outsourcing oft gar keine realen Einsparungen für das Unternehmen. Gespart wird nur auf dem Papier. Das IT-Budget wird kleiner, aber woanders im Unternehmen steigt der Aufwand. Beim Outsourcing von IT-Support haben Nutzer einfach keinen lokalen Support mehr, der sie und das Unternehmen kennt. Der externe Support beherrscht die Sprache der Nutzer oft schlecht. Die Nutzer müssen sich an den e-Workflow des Supportproviders anpassen. Dieser ist oft abschreckend. Arbeit und Mühe bei der Fallbearbeitung werden so geschickt auf den Anwender verlagert. Der Fokus des Outsourcing-Partners auf garantierte Reaktionszeiten macht Supportfälle zum nervenzehrenden Ping-Pong-Spiel. Die rechnerischen Einsparungen durch IT-Supportauslagerung werden schnell durch den Mehraufwand der Nutzer kompensiert.

 

A3.3 Entwicklung outsourcen

Eine naheliegende Strategie ist es, nur die Innovationsprojektarbeit auszulagern und den operativen Betrieb mit eigenen IT-Leuten zu gewährleisten. Firmenspezifische Softwareentwicklung bzw. -anpassungen werden dann nicht mehr in Eigenregie nahe beim Unternehmen gemacht, sondern als Auftrag in die Ferne vergeben. Die Ferne kann Osteuropa oder Indien sein. Speziell Indien ist aufgrund seines unerschöpflichen Potentials an IT-Leuten bei niedrigen Löhnen sehr beliebt.

Die Zusammenarbeit mit diesen fremden Arbeitskulturen stellt sich dann schnell als beschwerlich und fehleranfällig heraus. Der Aufwand für Know-How-Transfer und „genauere“ Spezifikation für die IT-Abteilung ist hoch. Der Aufwand für Kontrolle und Abstimmung steigt also. IT-Outsourcing kann für einen IT-Verantwortlichen schnell zu einem chronischen Problem werden. Aus einer externen Beschaffung von Entwicklungsleistung kann sich gut eine Dauerprojektbaustelle bzw. Dauerabhängigkeit ergeben.

IT Viren
Virenfall: Volle Systemzugriffe von IT-Spezialisten aus Ländern mit anderen arbeitsethischen Standards bringen Risiken mit sich, die im Kosten-/Nutzen Vergleich von IT-Outsourcing nicht seriös bezifferbar sind.
IT Kooperation Indien
Kulturelle Anpassung gefragt. IT-Fachleute aus Indien sind günstiger und haben entsprechend der lokalen Kultur spezielle Fähigkeiten. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit müssen die in Europa beheimateten IT-Projektleiter die gleichen Fähigkeiten entwickeln.